Konzert „Königsfelder Resonanzen“

Am Sonntag, den 17.April 2016 laden wir herzlich ein in den Kirchensaal zu einem außergewöhnlichen Konzert mit der aus Ungarn stammenden Querflötistin Àgnes Suszter und dem Organisten und Kantor Klaus Schüller. Àgnes Suszter ist darüber hinaus bereits aufgetreten als Solistin bei Konzerten mit Gregorianischer Musik.

plakat-a3-koenigsfelder-resonanzen.inddÁgnes Suszter hat an der Universität von Debrecen (Ungarn) und an der Franz-Liszt-Akademie in Budapest studiert und mit dem Diplom in Kirchenmusik (2009) und dem Doktorat in Querflöte (2012) abgeschlossen. Sie hat Meisterkurse unter anderem bei János Bálint, Benedek Csalog, Auréle Nicolet und Dejan Gavric besucht. Schon mit 16 Jahren erhielt sie beim Internationalen Querflötenwettbewerb in Timesoara (Rumänien) den 1. Preis. Sie trat als Solistin mit den Symphonieorchestern von Debrecen und Eger in Ungarn und in der Schweiz auf, musizierte 2001-2006 mit dem Trio Vox Angelica (Flöte, Cello, Orgel) in Deutschland, Frankreich und Ungarn, 2005-2011 mit der Schola Hungarica für Gregorianische Musik als Ensemblemitglied und Solistin in Ungarn, Deutschland, Belgien und Italien und wirkte bei Rundfunkaufnahmen und CD-Produktionen mit. 2005-2008 arbeitete sie am „Antiphonale von Cambrai“ mit, einer Kodextranskription im Forschungsauftrag der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Seit 3 Jahren lebt Frau Suszter in Deutschland. Mit dem von ihr 2014 gegründeten Flötentrio (Flöte, Flöte, Cello) „Floresta Negra“ hat sie erfolgreiche Konzerte gegeben, unter anderem auch im kunstraum königsfeld.

Klaus Schüller war 1976-1988 Organist und Kantor in der Benediktiner-Abtei Schäftlarn bei München, 1992-2004 Organist und Chorleiter an der Melanchthon-Kirche in Frankfurt am Main. Seit 2002 ist er Lehrer für Mathematik, Religion und Latein an den Zinzendorf­schulen in Königsfeld. Seit Februar 2014 musizieren Ágnes Suszter und er erfolgreich zusammen.

Das Programm:

Georg Friedrich Händel (1685-1758)
Sonate g-moll op. 1 Nr. 2 für Blockflöte und Basso continuo HWV 360 (1725)
Larghetto – Andante – Adagio – Presto

Louis-Nicolas Clérambault (1676-1749)
Suite du deuxieme ton (1710)
Flûtes

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Sonate g-moll für Flöte und obligates Cembalo BWV 1020 (1736)
Allegro – Adagio – Allegro

Johann Ernst Eberlin (1702-1767)
Praeludium, Versetten und Finale a-moll
Praeludium – Versetten 1 bis 6 – Finale

Heinrich Schütz (1585-1672)
„Eile, mich, Gott, zu erretten“ (Psalm 70,2-6)
Kleines geistliches Konzert d-moll SWV 282 für Sopran und Orgel (1636)

Heinrich Schütz (1585-1672)
Ich will den Herren loben allezeit (Psalm 34,2-7)
Kleines geistliches Konzert C-Dur SWV 306 für Sopran und Orgel (1639)

Franz Xaver Schnizer (1740-1785)
Sonate Nr. 1 C-Dur op. 1 (1766)
Allegro – Minuetto – Presto

Charles-Marie Widor (1844-1937)
Suite für Flöte und Orgel (1877)
Romanze – Scherzo

Die Sonate g-moll für Blockflöte und Basso Continuo HWV 360 gehört zu einer Sammlung von 11 Sonaten für Flöte, Blockflöte, Violine oder andere Melodie-Instrumente, die der Verleger John Walsh 1730 als Georg Friedrich Händels op. 1 in London veröffentlichte. Das Manuskript Händels von ca. 1725 im Fitzwilliam Museum enthält der damaligen Kompositionsweise entsprechend nur jeweils zwei Notenzeilen: die Melodiestimme und die mit Ziffern für die Harmonien bezeichnete Bass-Stimme, aus der der kundige Cembalist adhoc einen drei- oder vierstimmigen Begleitsatz zu erzeugen wusste:

Händel war in dieser Zeit Musiklehrer der Prinzessinnen Anne und Caroline, der Töchter des späteren Königs Georg II. Da sich das Original durch eine besonders reiche Bezifferung des Generalbasses auszeichnet, ist angenommen worden, dass die Sonate zu einem Lehrgang Händels in der Ausführung des bezifferten Basses gehören könnte. Jedenfalls wurde Prinzessin Anne, Händels Lieblingsschülerin, zu einer überaus geschickten Cembalo- und Basso-Continuo-Spielerin.


In der Sonate g-moll für Flöte und obligates Cembalo BWV 1020 dagegen wird der Flötenstimme eine zweistimmig gehaltene „obligate“ (d.h. pflichtgemäße, nicht veränderbare) Begleitung gegenübergestellt, die vom Cembalisten durchaus eine gewisse Virtuosität verlangt.Der erste Satz enthält in den umfangreichen Solopartien des Cembalos reiches Passagenwerk, ähnlich einer Orgel- oder Cembalo-Toccata, das thematische Material wechselt oft zwischen Flöten- und Klavierstimme im Abstand von ein oder zwei Takten, so dass reizvolle Echowirkungen entstehen. Ähnliches gilt für den motorisch stark drängenden Schluss-Satz, während das Adagio des 2. Satzes einer weit ausschwingenden Melodie im langsamen 9/8-Takt Raum gibt. Die Musikwissenschaft nimmt heute an, dass die wunderbare Komposition von Bachs berühmtesten Sohn Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) stammt, in die der alte Johann Sebastian manchmal korrigierend eingegriffen hat, weshalb sie der Sohn nicht als sein eigenes Werk ausgeben wollte, sondern in der gedruckten Erstausgabe seinem Vater zuschrieb.

Louis-Nicolas Clérambault (1676-1749) komponierte schon im Alte von 13 Jahren seine erste „Grand Motet“. Anschließend wurde er Organist in der Kirche der Grands Augustin und ab 1710 in Paris in St. Sulpice. An der königlichen Institution „Maison de Saint-Louis“, einer Schule für Töchter aus dem verarmten Hochadel, gab er Musikunterricht, spielte die Orgel und dirigierte mehrere Chöre. Während dieser Zeit entwickelte er die typisch französische Kantate, eine Art Miniatur-Oper, meist für Gesangstimme mit Cembalo- und Gambenbegleitung. Seine Suite im zweiten Ton (d.h. in der Kirchentonart hypodorisch, entspricht dem heutigen g-moll mit nur einem B) ist eine Reihe von Tanzsätzen, die den ganzen Reichtum einer französischen Orgel vorführen sollen. Aus den insgesamt acht Sätzen hören wir heute den elegischen Mittelsatz Flûtes, in dem die verschiedenen Flötenregister der Orgel auf den drei Manualen effektvoll zum Einsatz kommen.

Johann Ernst Eberlin, 1702 (Jettingen, Bayr. Schwaben) – 1767 (Salzburg), lebte seit 1725 in Salzburg, wo er 1729 Domorganist und 1749 Kapellmeister des Erzbischofs von Salzburg wurde. Er machte sich einen Namen als fruchtbarer Komponist, dessen Kirchenmusik durch eine für diese Zeit außergewöhnliche kontrapunktische Kunstfertigkeit ausgezeichnet ist. „Versus 2 inversus cum parte 2“ bedeutet zum Beispiel, dass im zweiten Vers das musikalische Motiv aus Vers 1 umgedreht wird und mit dem zweiten Teil von Vers 1 kombiniert wird, entsprechend „Versus 4 inversus“, dass hier das Motiv von Vers 3 gespiegelt wird, und „Versus 6 mixtus cum 5 et 3“, dass die Motive aus Vers 5 und Vers 3 zusammenkomponiert werden.

Die Vokalkompositionen von Heinrich Schütz führen uns zurück in die Zeit des Frühbarock (und des Dreißigjährigen Krieges, der einem Drittel der deutschen Bevölkerung das Leben kostete und zu einem fast völligen Zusammenbruch der deutschen und mitteleuropäischen Kultur führte). Die kleinen geistlichen Konzerte für eine bis sechs Singstimmen und Basso Continuo komponierte Heinrich Schütz 1636, nachdem er 1628 zum zweiten Mal Venedig besucht hatte, um den Anschluss an die damals neuesten Entwicklungen der Musik nicht zu verpassen. Sie zeigen eine meisterliche Umsetzung der Psalmentexte in eine dramatische musikalische Sprache, die Schütz sich über das Studium der italienischen Madrigalmusik angeeignet hatte.

Franz Xaver Schnizer, 1740 (Bad Wurzach) – 1785 (Ottobeuren), legte 1760 im Benediktinerkloster Ottobeuren seine Ordensgelübde ab und wurde 1766 dort zum Priester geweiht. Er galt als einer der besten Organisten in Süddeutschland und spielte bei der Weihe der weltberühmten Riepp-Orgeln 1766 in der Basilika von Ottobeuren die prächtige Dreifaltigkeitsorgel, während sein Lehrer Benedikt Kraus gegenüber an der Heilig-Geist-Orgel saß. Seine 6 Orgel- oder Cembalo-Sonaten op. 1 sind in ihrer Form dreisätzig gehalten, wobei der langsamere Mittelsatz von 2 schnellen Ecksätzen umrahmt wird. Kompositorisch zeigen sich hier schon deutliche Ansätze der späteren klassischen Sonatenhaupsatz-Form, etwa in der Einführung eines zweiten Themas in der Dominante oder einer durchführungsartigen Verarbeitung der Themen.

Charles-Marie Widor (1844-1937), einer der berühmtesten Komponisten der französischen Spätromantik, war 64 Jahre lang Titularorganist an der Kirche Saint-Sulpice in Paris. Hier entwickelte er an der riesigen neuen Orgel von Aristide Cavaillé-Coll mit ihren 102 Registern die Orgelsymphonie als neue musikalische Gattung. Die Toccata F-Dur aus der 5. Orgelsymphonie zählt neben Bachs Toccata d-moll wohl zu den bekanntesten Orgelwerken überhaupt. 1877 entstand seine Suite op. 34 für Flöte und Klavier, die durch zahlreiche Modulationen in entfernte Tonarten eine besondere Harmonien- und Klangfarben-Vielfalt aufweist. Heinz-Peter Kortmann hat 2008 diese Suite für Flöte und Orgel bearbeitet

Typ: Kirchensaal, Konzert, Musik
Datum: 17.04.2016
Uhrzeit: 19:30 - 21:00 Uhr
Ort: Zinzendorfplatz (Kirchensaal), 78126 Königsfeld

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