Der Künstler Manfred Schlindwein (geb.1950) lebt in Gengenbach und arbeitet seit Jahren, ganz mittelalterlich, als Holzschneider und Drucker. Er hat an der Grafischen Fachhochschule Stuttgart studiert und dann ein Kunst-Pädagogik-Studium in Freiburg angeschlossen. 1998 hat er im Bereich Druckgrafik den Kunstpreis der Stadt Bühl erhalten, ist auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten und seine Drucke hängen in vielen privaten und öffentlichen Sammlungen. Schlindwein ist Mitglied der internationalen Vereinigung der Holzschneider Xylon.
Gezeigt werden zahlreiche mit der Hand gedruckte, mehrfarbige Holzdrucke, überwiegend Unikate, Einige hat der Künstler speziell für diese Ausstellung geschaffen.
Die Holzschnitte von Manfred Schlindwein haben eine im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtige Entwicklung hinter sich, sind vieldeutig und dadurch so interessant. In seinen Drucken überlagert der Künstler mehrschichtig Formen und Farben, setzt Linien, Spuren und Zeichen und lässt einen Kosmos von Bildwelten entstehen, die durch zeichenhafte Vielfalt und lebendige Dynamik beeindrucken. Gedruckt wird von Hand. Dies erlaubt das gezielte Drucken in unterschiedlichen Stärken. So entstehen lebendige Strukturen und feine Nuancen. Manfred Schlindwein verwendet sowohl glatte Hölzer wie auch „Fundstücke“, die ihn oftmals zu einer neuen Idee für ein Bild inspirieren. Das Holz wird mit unterschiedlichen Werkzeugen behandelt: Es wird geschnitten, gerissen, mit Stemmeisen und Raspeln bearbeitet, bemalt oder Figuren und Formen werden direkt aufs Holz gezeichnet. Der Zufall spielt bei diesen Prozessen immer mit; Formen ergeben sich, werden im laufenden Prozess entwickelt, verändert, umgewandelt oder ganz neu entdeckt. Beim eigentlichen Drucken per Handabrieb werden dann die dabei möglichen weiteren Varianten genutzt. Der Künstler spielt auch immer wieder einmal mit dem drucktechnischen Phänomen, dass Schriftzüge seitenverkehrt zu lesen sind. Um den Entstehungsprozess zu veranschaulichen, zeigt Manfred Schlindwein in der Ausstellung auch originale Druckstöcke.
Bewundernswert ist es, wie der Künstler es schafft, seine Arbeit am harten und schweren Material Holz auf weiches, dünnes Seidenpapier zu bringen. Die Drucke spiegeln eine transparente Leichtigkeit wider, welche die harte Arbeit am Material Holz vergessen lassen. Das Papier wird eingeölt, wird dadurch stabiler und erreicht eine noch größere Farbintensität. Oft werden die Drucke auch auf Acrylglas aufgezogen und erhalten damit eine zusätzliche räumliche Wirkung.
Manfred Schlindwein ist in jahrzehntelangem Schaffen zu einem hohen künstlerischen Niveau und Ausdrucksvermögen gelangt, zu einem Meister im Fach Holzdruck, das er mit ausgefeilter Technik, einem sicheren Sinn für farbliche Ausgewogenheit und ausdrucksstarke Kompositionen beherrscht. Mit der beeindruckenden Professionalität des Holzschneiders, basierend auf die jahrhundertealte holzbildnerische Tradition, setzt er gänzlich neue und außergewöhnliche Zeichen in unserem 21.Jahrhundert: „Zeichen stehn gut!“