Die immer wieder aufs Neue faszinierenden Strukturen der Natur beeindruckten Angelika Karoly schon seit ihrer Kindheit und das Urmaterial Erde in Form von Ton wollte sie im wahrsten Sinne des Wortes direkt „begreifen“. Ihr taktiles Materialgefühl, in Jahrzehnten ständig weiterentwickelt, lässt so in ihren Händen Skulpturen, Reliefs, Stelen, Gefäße entstehen – inspiriert durch Fantasien und Träumereien. Der Umgang mit den technischen Brennvorgängen oder den Glasuren sind dabei die handwerklichen Grundlagen, entscheidend aber „ist die Seele, die durch die Hände das ganze Werk formt“.
Dr. Maria Lucia Weigel, M.A. Heidelberg, beschreibt die Arbeiten so:
„In den keramischen Plastiken, die Angelika Karoly präsentiert, steht der Mensch im Mittepunkt künstlerischer Überlegungen. Die Künstlerin nimmt damit in vielfältiger Weise Bezug auf die besondere Umgebung, in der ihre jüngsten Werke zu sehen sind. In den Porträtköpfen, den kleinformatigen Figuren, den reliefierten Säulen und Figurenstelen spiegelt sich eine Auseinandersetzung mit der menschlichen Existenz auf unterschiedlichen Ebenen, indem die Künstlerin soziale Bindungen, biologische und spirituelle Wurzeln und individuelle Antworten auf die Wechselfälle des Lebens in den Blick nimmt.
Die Keramikerin, die sich der traditionell handwerklichen Arbeitsweise ihres Metiers verpflichtet fühlt, vermittelt auf diese Weise eine Haltung dem Anderen gegenüber, in der sich das Andersartige, in wohlwollender Zuwendung erschlossen, als bereichernd erweist. Lebensspuren prägen in markanter Weise als Einkerbungen sowohl die schrundigen Oberflächen der großformatigen keramischen Gebilde als auch die intimen Studien menschlicher Gesichtszüge. Diese Zeichen lebendig gelebten Lebens, die im schöpferisch anverwandelten Material in Erscheinung treten, verbinden sich mit dem Schwung freier Linien zu gliedernden und doch tänzerisch bewegten graphischen Strukturen.
Abstraktion wie gegenständlich formuliertes Detail entfalten sich innerhalb dieser kompositorischen Vorgaben, gehen ineinander über und lassen einzelne Aspekte der Darstellung in expressiver Kraft in Erscheinung treten. Stets ist es eine Auswahl an figürlichen Details, die die Künstlerin ausdeutet. Das Wesentliche einer Gestalt, einer Geste, eines Blicks teilt sich dem Betrachter in Intensität und zugleich zarter, intimer Präsenz mit. So werden die Porträts im Innehalten zugänglich, während die Figurenstelen und die Säulen mit den in Relief dargestellten Tänzerinnen die ekstatische Seite des Spektrums der menschlichen Ausdrucksgebärde offenbaren.
Die Kompaktheit der keramischen Masse zeigt sich hier in einen spannungsvollen Dialog eingebunden mit der dem Bildhauerischen eigenen Möglichkeit, in die allansichtige Dreidimensionalität der Gestaltung den Umraum kompositorisch einzubeziehen. Ein anderer gedanklicher Aspekt der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Thematik spiegelt sich in den Ahnenstelen, in der das Individuum verschmolzen scheint mit Wesenheiten voraufgehender und nachfolgender Generationen. Betrachtungen zum Menschsein, reich und vielfältig wie das Leben selbst.“